Wer an einen Urlaub auf Korsika denkt, hat vermutlich Strand, klares Wasser und sommerliche Temperaturen im Sinn, vielleicht auch sportliche Aktivitäten verschiedenster Art. All das findet man auf Korsika reichlich und in anregender Vielfalt. Korsika hat jedoch auch ein anregendes kulturelles Leben. Es wäre schade, das ganz und gar an sich vorbeigehen zu lassen.
Wenn man einen Titel für das kulturelle Leben auf Korsika sucht, könnte es wohl dieser sein: „Riacquistu“, was so viel wie „Wiederaneignung“ bedeutet, Wiederaneignung nämlich und Neubesinnung auf das eigenständig korsische kulturelle Erbe. Eine ganz wichtige Rolle spielt dabei die korsische Sprache, die nach heftigen Auseinandersetzungen seit einigen Jahren als eigenständige Spracheoffiziell anerkannt ist und nun auch wieder gepflegt wird.
Sprache und Musik eines Volkes hängen eng zusammen. Die Korsen waren ursprünglich ein Hirten- und Bauernvolk, und das spiegelt sich in ihren Liedern, die früher für die dörflichen Gemeinschaften große Bedeutung hatten. Während die „Nanne“ (Schlaflieder(, „Serenati“ (Liebeslieder), Tribierri (Erntelieder der Feldarbeiter) und die „Voceri“ (Klagelieder der Frauen) allmählich nur noch bei denjenigen Korsen bekannt sind und von ihnen gesungen werden, die sich eingehend mit der Volksmusik beschäftigen, ist der „Paghjella“, der polyphone Gesang öfter zu hören. Er wird inzwischen von den zahlreichen korsischen Musikgruppen, die sich großer Beliebtheit erfreuen, auch international vorgestellt.
Für Musikliebhaber interessant ist auch der Nachbau alter Musikinstrumente.
Sprache und Theater sind nicht voneinander zu trennen. Auf Korsika hatte es lange kein eigenständiges Theater gegeben. Nach mühsamen Anfängen hat es sich jetzt wieder etabliert und präsentiert sich auch auf internationalen Festivals.
Das „steinerne Erbe“ auf Korsika ist nicht zu übersehen: Es beginnt bei den Menhiren und Menhir-Skulpturen von Filitosa und den Turmbauten der torreanischen Kultur, reicht weiter zur Zeit der Griechen und Römer. Fundstücke auf diesen Epochen sind z.B. im Regionalmuseum in Corte ausgestellt. Aus dem frühen Mittelalter finden sich zahlreiche romanische Kirchen in den Dörfern sowie auch Kirchen des Barock mit einer zum Teil beeindruckenden Innenausstattung.
Aber nicht nur die „Hochkultur“ ist auf Korsika ein Erlebnis: Das ganze Jahr hindurch finden kirchliche und weltliche Feste statt: Jahrmärkte, Musik-, Gesang- und Tanzfestivals laden ein, und natürlich gibt es Sportveranstaltungen aller Art. Die zuständige Behörde auf Korsika gibt einen Kulturkalender heraus. Es lohnt, sich dort zu informieren, denn neben den bekannten Museen in Ajaccio, Filitosa und Corte finden auch an anderen Orten sehenswerte Ausstellungen und Messen statt.